TAXIDERMIA

Der Ausstopfer


HU/A/F 2006. 91 Min
Regie: György Pálfi
Kamera: Gergely Pohárnok
Mit Csaba Czene, Gergö Trócsány,
Mark Bischoff, Adél Stanczel, Piroska Molnár u.a.

 

grausliche Kunst des Fleischlichen
fleischige Kunst des Grauslichen

Hauptsache: Fleisch


 Da schwelgt ein Knecht (Czene) tagaus nachtein in sexuellen Phantasien und werkt an sich herum, bis dass sein Penis Feuer speit, ein Meister seines Fachs. Er schläft mit kalten Schweinebäuchen, den Brettern eines Holzverschlags und seines Vorgesetzten Frau. Das trägt dem Sohn ein Schweineschwänzchen ein, und der gehörnte Ehemann schießt seinem Diener in den Kopf.

„Taxidermia“ sei wie ein Familienroman konzipiert, erzähle von drei Generationen, eine Saga, strukturiert wie bei Thomas Mann, analysiert der ungarische Jungstarregisseur György Pálfi seinen Film. Diese „Saga“, frei verbildlicht nach literarischen Motiven des ungarischen Experimentaldichters Lajos Parti Nagy, hat wie schon Pálfis Erstling „Hukkle“ reihenweise Preise eingeheimst und gilt als Renner auf den Festivals. Wer ihn sehen will, braucht einen guten oder leeren Magen.

Denn am Ende wirkt der Anfang nachgerade harmlos. Wir begegnen Schweineschwänzchensohnemann (Trócsány) in Teil zwei über einen Futtertrog gebeugt beim Fressen und beim Kotzen, ein Meister seines Fachs. Schnell- und Vielessen als Sport, als Kunst, erotische Performance – Herr und Dame Champion schließen einen Bund der Ehe, dem alsbald Teil drei entspringt. Hager abgezehrt, stopft der Enkel (Bischoff) tote Lebewesen aus, befreit sie von ihrem Fleisch in alle Ewigkeit. Der Champion ist derweil zum Fettberg angewachsen, und am Ende landen diese Körperwelten im Museum. Ausgestopft von einem Meister seines Fachs. Der sein Handwerk an sich selbst vollendet. Kunst macht eben doch (un)sterblich. Und alles dreht sich um den Weltennabel Fleisch.

Ästhetisch unverwechselbar der Pálfi-Stil: Nahaufnahmen durchdringen die Materie und zeigen Schichten, die man sonst nicht sehen kann. Gergely Pohárnoks Kameraauge kennt ebenso wenig physische Grenzen wie der Film Tabus. Schon die Lektüre von Lajos Parti Nagy heißt mitunter das Krankhafte zelebrieren bis in die letzte Konsequenz, grauslich, aber spannend – und diese Welt dann unausweichlich drastisch Bild und Ton geworden, das ist … Taxidermia.

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